Albanienreise

Bericht zur Albanien-Reise des LC Pariser Platz 29.05.-02.06.2014

“Durch das Land der Skipetaren”, auf den Spuren Kara Ben Nemsis, führte die jüngste, bemerkenswerte Clubreise. Angeregt von Clubmitglied Vera Baumann, die für die GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) in Tirana arbeitet, machten sich 25 Mitglieder und Gäste auf den Weg in das schöne, raue Land an der Adria, dessen Image hierzulande – sagen wir mal – verbesserungsbedürftig ist.

Um es vorweg zu sagen: die Reise wurde ein begeisternder Erfolg, der sowohl der Vorbereitung durch Vera, als auch dem Land und der Stadt Tirana, den Führern – und – den Clubmitlgiedern selbst zu verdanken war, die in guter Stimmung ankamen und in bester Laune wieder abflogen. Der erste Weg führte nach der Ankunft auf dem kleinen, aber modernen, Flughafen in Tirana und von da mit zwei Kleinbussen ins Hotel Xheko Imperial. Schon auf der Fahrt in die Stadt informierte der witzige und beschlagene Guide Ricardo die Gäste über Tirana, Sehenswürdigkeiten und Politik des Landes.

Das Hotel – neu erbaut in einem antikisierenden Stil – war nun für einige Tage das Zuhause der Lions, und das kann man durchaus wörtlich nehmen, denn die Doppelzimmer erwiesen sich als sehr geräumig und gut ausgestattet. Nach einem gemeinsamen Spaziergang zu einem nahe gelegenen Park beschloß das Abendessen im “Paulaner”-Restaurant mit einer Auswahl einheimischer, frischer Speisen den Abend. Ricardo, der eigentlich nicht typisch deutsch aussieht, ließ raten, woher er stamme. Da Anette und Dorothea sich eine Raucherpause draußen vor dem Restaurant gönnten, verband er das Ratespiel um seine Person mit einer Wette: wenn alle Lions in der Gaststätte plötzlich laut auflachten, würden die Beiden neugierig reinkommen, in der Annahme, das Rätel um seine Herkunft sei gelöst. Und genau so kam es, zum erneuten Gelächter der Anwesenden. Ricardo kam aus Deutschland und war auf einem Trip nach Japan mi seiner Freundin in Albanien hängen geblieben. Dort verdingte er sich als Reise-und besonders Bergführer.

In gelöster Stimmung brachen die Lions schließlich ins Hotel auf. Der nächste Tag führte die Gruppe mit der Gondelbahn hinauf in den Dajti Nationalpark. Das Wetter war umgeschlagen und schuf eine neblige, mystische Atmosphäre. Ein Fußmarsch endete schließlich im Mittagsrestaurant “Gurra e Perise” , das als Spezialität frische Forelle aus den eigenen Teichen anbot. Während der Gondelrückfahrt riss die Wolkendecke auf und gab den schönen Blick auf die Hauptstadt Tirana frei, einer Siedling mit rd. 700000 Einwohnern. Weiter gings in das Nationalmuseum, das in vielen Artefakten die Geschichte des Landes von vorgschichtlichen Zeiten bis zur Gegenwart zeigte, wobei die jüngste Vergangenheit unter dem kommunistischen Diktator Enver Hoxha (Hodscha) nicht ausgespart wurde. Das Land wurde stark gebeutelt und um Jahrzehnte in seiner Entwicklung zurückgeworfen.

Auch nach der Wende kam das Land unter der korrupten Berischa-Familie auf keinen grünen Zweig. Hoxha hatte auch die Religion abgeschafft und konsequenterweise viele Moscheen zerstört. Die größte, noch existierende, konnten wir besuchen, ein bescheidenes Bauwerk mit innenausgemalten Wänden.

Daß Tirana durchaus ein südländisches Flair ausstrahlt, davon konnten sich die Lions bei einem Spaziergang durch das Zentrum zum Hotel überzeugen. Das gemeinsame Abendessen wurde dann im weißen, mit antiken Skulpturkopien ausgestatteten, Dachgartenrestaurant eingenommen.

Danach begaben sich einige Lions in die Bar, um den Tag bei einem Cocktail ausklingen zu lassen. Jörg, der einen Platz nahe am Sonnenschirm, der jetzt Regenschirm war, einnahm, kämpfte sichtlich mit dem Schaft des Schirms, was ihm den Beinamen “Pole dancer” eintrug. Am nächsten Tag trennte sich die immerhin 25 Personen starke Lionstruppe in zwei Einheiten: die kleinere, wagemutigere brach mit Ricardo in die Berge auf, wo sie das Landleben kennenlernen und auch übernachten wollten. Die größere fuhr mit Guide Andi an die Adria. Der Tag war gut gewählt; die Sonne meinte es fast schon zu gut. Eine der Wahnsinnsideen Hoxhas bestand darin, unzählige kleine Bunker zu bauen, in denen das albanische Volk einen Dritten Weltkrieg überstehen sollte.

Diese Bunker waren aus bestem Beton und Stahl. Um nach der Wende die Stahlarmierungen zu recyceln und zuleich die häßlichen Bunker loszuwerden, ersann man eine ebenso einfache wie effektive Methode: die Bunker wurden ca. 3 Stunden erhitzt, dann goß man kaltes Wasser hinein, so daß der Beton zersprang und den Edelstahl freigab.

Die Lions konnten sich davon überzeugen, wie paranoid Hoxha war, der auch stets Feinde aus dem Meer kommend erwartete. Auf dem sehr schönen Spaziergang, der auf und ab führte und auf dem Kliff wunderschöne Blicke über das Meer gewährte, erreichte man eine alte Festung aus der Zeit des Nationalhelden Gjergj Kastrioti, genannt Skanderbeg, die direkt am Meer liegt. Ein romantischer Anblick – wenn nicht die beträchtlichen Plastikmüllberge gewesen wären.

Zum Mittageessen ging es in das Restaurant “Infisa Beach” direkt am Strand, das den Lions ein phantastisches Menü mit frischem, gegrillten Fisch servierte. Chapeau! Nicht die ganze Zeit war verplant. Nach der Rückkehr nach Tirana blieb genügend Zeit für individuelle Spaziergänge und Einkäufe, die sich durchaus lohnten.

Am kommenden Morgen stand der Bus wieder vor der Tür, und es ging bei nunmehr regnersichem Wetter nach Kruja, der Burg des Skanderbeg. Dort hatte die Tochter des Enver Hoxha ein Museum für den Helden errichten lassen. Skanderbeg war in früher Jugend von den Osmanen in die Türkei verschleppt und zu einem Janitscharen (Elitetruppe des Sultans) erzogen worden. Zum Islam konvertiert, gewann er den syrischen Feldzug. Aber es zog ihn in seine Heimat zurück, wo er zum entschiedensten Gegner der Osmanen wurde, zum Christentum rekonvertierte und Bündnisse schloß, um die Türken zu bekämpfen. Nach seinem Tod allerdings bemächtigte sich der Sultan des Landes, das bis 1912 zum Osmanischen Reich gehören sollte.

Nach einem Lunch im Restaurant “Bhardi” mit vozüglichem Lamm im Römertopf ging es hoch hinauf in die Berge, wo die Klause von Bektashi-Mönchen zu besichtigen war. Diese gehören zum mystischen, Sufi-Zweig des Islam und die Fahrt dahin mit ihren vielen Serpentinen, immer an Abgründen vorbei, stellte schon einige Anforderungen an den Gleichgewichtssinn der Mitfahrenden.

Ein schöner Tag wurde im Restaurant “ Bujtina e Gjelit” zusammen mit der aus den Bergen zurückgekehrten 2.Gruppe beschlossen. (Hier der Bericht der 2.Gruppe) Das Essen stand allerdings nicht im Vordergrund, sondern Vorträge von Landeskennern, die über Politik und Wirtschaft sachkundig zu berichten wußten und auch ein bißchen für das Land warben.

Das kleine Land an der Adria hat durchaus einige Pluspunkte (wie z.B. Bodenschätze), wurde aber in der Vergangenheit durch “bad government” zurückgeworfen. Korrupte Justiz, Clan-Denken und starke kriminelle Organisationen trugen nicht gerade dazu bei, die Investitionsbereitschaft zu fördern.

Für den Abreisetag hatte Vera Baumann noch einen Termin beim deutschen Botschafter, Hellmut Hoffmann (63) vereinbart, der den Lions erneut die Vor-und Nachteile seines Gastlandes schilderte. Dann aber hieß es, Dank sagen an Vera,welche die Reise vorzüglich organisiert hatte und Abschied nehmen von einem schönen, aussichtsreichen – aber auch problembeladenen Land.Keiner der Lions, keiner der Gäste hatte es bereut, mitgefahren zu sein.