Präsenzabend am 14. April 2021 zum Museumsbau in Wukro, Äthiopien

Ein Museumsbau in Wukro im Norden Äthiopiens - ein besonderes Thema für uns, die wir doch schon seit einiger Zeit eine Reise in dieses interessante Land, das als Wiege der Menschheit gilt, planen. Frau Dr. Kerstin Volker-Saad entführte uns mit vielen Hintergrundinformationen durch das von ihrem Verein initiierte Museumsprojekt.

Wukro ist eine Kleinstadt mit ca. 30.000 Einwohnern im Bundesstaat Tigrai, im Norden Äthiopiens, etwa 50 km von Mekelle entfernt, so steht es, ebenso wie der folgende Text mit leichten Änderungen auf der Homepage der GFMÄ, der Gesellschaft zur Förderung von Museen in Äthiopien e.V. http://www.museums-in-ethiopia.org/de-projects.htm. Durch den prosperierenden Ort führt die asphaltierte Fernstraße Addis Ababa – Asmara.

Circa acht Kilometer von Wukro, in Meqaber Ga’ewa, wurden vor einigen Jahren Aufsehen erregende Funde aus äthio-sabäischer Zeit um 700 v. Chr. gemacht, unter anderem mehrere Architrave, eine kopflose Frauenstatue, Sockel mit Inschriften und Weihrauchaltäre. Hauptfundstück ist ein komplett erhaltenes Opferbecken, das bisher ohne Parallele ist und eine sabäische Inschrift trägt.

Die Orientabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts hat dort in Zusammenarbeit mit der Universität Jena im Oktober 2008 Ausgrabungen aufgenommen und dabei geklärt, dass es sich eindeutig um einen Tempel für den altjemenitischen Gott Almaqah handelt; die Grabungen wurden Ende Mai 2009 fortgesetzt und sollen weitergehen.

Das CNRS Paris hat mit Unterstützung des French Center for Ethiopian Studies Addis Ababa unter der Leitung von Dr. Iwona Gajda (Epigraphik und Geschichte) und Dr. Fabienne Dugast (Archäologie) Feldforschungen in der Region von Atsbi-Dera aufgenommen (präaksumitische und aksumitische Periode).

In einer ersten Kampagne wurde im März - April 2011 der Platz von Wakarida, Distrikt von Sawena, Osttigrai, untersucht; die Arbeiten wurden - 2012 fortgesetzt. Die Funde aus diesen Ausgrabungen wurden in Wukro untergebracht und sollen die geplante archäologische Ausstellung des Museums in Wukro bereichern. Damit können Zeugnisse aus der ethio-sabäischen Periode und solche aus der aksumitischen Zeit wesentliche Epochen Tigrais dokumentieren. Desgleichen ist die islamische Periode durch eine Inschrift aus der Kirche Cherkos Wukro repräsentiert.

Da die beachtliche Fülle zutage gekommener Altertümer und die mit jeder Grabungskampagne erfahrungsgemäß neu hinzukommenden sicher unter- und auch dargestellt werden sollten, bedurfte es eines Museums, das es in Wukro jedoch nicht gab – ein Neubau war erforderlich.

2010 veranstaltete die GFMÄ einen beschränkten Architekturwettbewerb für die Suche nach einem geeigneten Museumsentwurf. Ausgewählt wurde das Konzept von Nedelykov Moreira Architekten, Berlin, mit denen die Gesellschaft einen stufenweisen Ausbau des Museums entwickelte.

Seit März 2011 existiert zudem ein Kooperationsvertrag mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, der sich auf Konservierung, Restaurierung, Präsentation und Vermittlung von prähistorischem, historischem und neuzeitlichem Kulturerbe in Museen in Äthiopien bezieht.

Der Bau wurde Ende Dezember 2014 abgeschlossen und von der Bauverwaltung Wukro abgenommen. Das Abnahmeverfahren in Tigray ist zweistufig: ein Jahr nach Bauende findet eine erneute Abnahme und Mängelprüfung statt, der Bauunternehmer muss akzeptierte Mängel aus den Mitteln des Einbehalts beseitigen, erhält dann in der Schlussabrechnung noch eventuell übrige Mittel aus dem Einbehalt zurück und ist danach endgültig „entlastet“. Diese zweite Abnahme stand Ende des Jahres 2015 an.

Der Bau ist grundsätzlich ästhetisch sehr gut und qualitativ gut gelungen; die Qualitätsansprüche in der Bauausführung sind sehr unterschiedlich in Deutschland und Tigray, und so haben wir Anfang 2015 eine lange Mängelliste erstellt, die dann in Etappen und vor allem in einigen wirklich wichtigen Punkten (Dach- und Fensterisolierungen, Reinigung der Wände, Türschlösser etc.) abgearbeitet wurde.

Ausstellungsdesign und Einrichtung des Museums

Das Ausstellungsdesign und Einrichtung des Museums wurden, nachdem der Bau weitgehend vollendet war, zur Hauptaufgabe. Die HTW war hier der entscheidende Partner. Ohne sie wäre dieses Niveau nie erreicht worden.

  • Professor Wenig legte mit äußerster Sorgfalt die Grundlagen für die Inventarisierung, Dokumentation und Beschreibung der Objekte und schulte hier die beiden Mitarbeiter der CTA, Hailay und Yirga.
  • Unser Mitglied Peter Kowalewski kümmerte sich besonders um die Bestimmung und Ausstellung der Münzen.
  • Dietmar Linke und Ruth Keller und ihre Teams restaurierten und konservierten mit den dazu gehörigen Dokumentationen und weitgehend auf ihre Kosten die archäologischen Objekte und vor allem auch den Generator; außerdem entwickelten sie die Konzeption für die technische Ausstellung und regten die nötigen Recherchen an.
  • In einem dreisemestrigen Projekt entwickelten und realisierten Birgit Bauer und Katrin Hinz dann mit ihren studentischen Teams und schließlich mit den Firmen vor Ort die Ausstellungen - einschließlich der Vitrinen, das corporate design mit all den Logos, die Info-Systeme, Schautafeln, Halterungen, Ständer, Möbel, Broschüren, Postkarten, Labels etc. Das Ergebnis ist fantastisch geworden, sehr klar und ästhetisch ausgezeichnet, handwerklich hervorragend und die schlichte Schönheit der Objekte wird wunderbar zur Geltung gebracht. Mehr Informationen hierzu finden sich unter: http://designforwukro.tumblr.com

Sowohl mit den Gebäuden als auch mit den Ausstellungen wurde eine gute Basis gelegt, welche Korrekturen und Weiterentwicklungen ermöglicht.

Eröffnung des Museums am 18. Oktober 2015

Vom 18.-21. Oktober wurde das Museum der Öffentlichkeit mit einem Fest am 18.10. übergeben zu dem der Präsident von Tigray, der Kulturminister Äthiopiens, der Deutsche Botschafter, der Direktor der obersten Antikenbehörde Äthiopiens, die Direktorin des Nationalmuseums, Ato Kebede, der Bürgermeister von Wuqro und viele weitere Honoratioren anwesend waren. Die Bevölkerung Wukros, auch viele Schulklassen, feierten das Ereignis zahlreich und mit Tänzen, Musikkapelle, Wettrennen, Kaffeezeremonien und einer ausgelassenen Stimmung. Am nächsten Tag fand ein gut besuchtes Symposium zu dem Thema „Ancient Cultures in Tigrai“ statt, das dann am dritten Tag mit Exkursionen zu berühmten Felskirchen der näheren Region beschlossen wurde.

Eine Reisegruppe aus Deutschland machte sich danach auf zu einer Rundreise durch Nordäthiopien; drei Mitglieder traten anschließend unserem Verein bei.

Unsere Vorsitzende, Kerstin Volker-Saad, und einige Studierende der HTW blieben für die Nacharbeiten mit dem dortigen rudimentären Team noch einige Tage im Museum.

Bericht: Th. Schaath
Fotos: von der Homepage der GFMÄ

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