Picasso. Das späte Werk. Dieser Ausstellung im Museum Barberini galt unsere ungeteilte Aufmerksamkeit an unserem Stammtisch-abend in Potsdam
und unsere Führerin Annette Schneider, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Leihgabe aus der Kunsthalle Bremen und bekennender Werder Fan, wie sie sich selbst vorstellte, schaffte es mit großer Leichtigkeit, uns die letzte Periode des mit 91 Jahren 1973 gestorbenen Picassos nahezubringen.
Die hier gezeigten gut 130 teils lange nur von Fotos bekannten Originale stammen aus der Sammlung Jacqueline Picasso und wurden so noch nie oder nur ganz selten und vereinzelt in Deutschland gezeigt.
Und so hätten sich die Ausstellungsmacher fast ein Loch in den Bauch gefreut, als sie erkannten, dass Picasso eines der Bilder zum einen auf Geschenkpapier gemalt hatte und es zum anderen im Kleid der Dame eine gebundene Schleife präsentierte, die auf dem bekannten Foto jahrelang lediglich von einer Eule verdeckt worden war.
Picassos 45 Jahre jüngere und fünfte Frau Jacqueline Roque ist omnipräsent und nicht selten in ihrem Schaukelstuhl zu sehen, den sie ihrem Mann ausgespannt hatte, der sich dann doch irgendwann später einen neuen, eigenen kaufte und auch der Blick durch die Fenster der Villa Californie auf’s Meer kehrt wieder.
Er sei akribisch und manchmal auch recht schnell gewesen; alle Bilder tragen nicht nur das Jahr ihrer Entstehung sondern auch Monat und Tag und teilweise sogar die Stunde, so bei sieben Skizzen, die an einem Tag entstanden.
Und manchmal habe er sich auch einfach nur bei seiner Frau mit einem Bild vom Einkauf bedanken wollen, auf dem dann die frischen Aale, das Portemonnaie und das Messer zur Zubereitung zu sehen sind. Sie habe nicht nur alles Kommerzielle für ihn geregelt, habe für Farbe, Leinwand und auch für Filzstifte, die erst in den 1960er auf den Markt kamen, gesorgt sondern auch gut kochen können.
Frau Schneider hätte uns sehr gern noch mehr von dem handwerklich perfekten Maler Picasso erzählen wollen, der zu Beginn seines Schaffens photographisch genaue Bilder schuf, unterschiedliche Phasen durchlief und zuletzt nach Ansicht einiger zu fahrig geworden sei, aber sie wollte ihre Werder unterstützen – zurecht und ob der Elfer denn berechtigt war, mit dem die Bayern gewannen, das lassen wir mal dahingestellt.
Wir ließen den Abend im ‚El Puerto‘ am Wasser in angenehmer Gesellschaft ausklingen und können den Besuch im Barberini wärmstens empfehlen; unter https://www.museum-barberini.com/picasso/ gibt's für Interessierte viel Lesenswertes zur Vorbereitung auf einen Besuch daselbst und der späte Nachmittag ist eine gute Zeit dafür – bis zum 16. Juni.
Text: Th. Schaath
Fotos: Th. Schaath